Kritiken
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„Ganz ohne die moralische Keule“ - Fabian R. Lovisa in der „Rheinpfalz“ über „Der gute Mensch von Sezuan“
„Wertvoll“ ist das Motto der neuen Spielzeit am Pfalztheater in Kaiserslautern. Und weil Brecht zweifelsohne ein wertvoller Autor ist, startete mit ihm die Sparte Schauspiel am Samstagabend im Großen Haus in die Saison. Gastregisseur Jan Langenheim inszenierte den „Guten Menschen von Sezuan“ mit viel Phantasie und Liebe zum Detail. Prädikat seiner Inszenierung: ebenfalls wertvoll. (...)
Ganz im Sinne des Brechtschen Parabelgedankens, der mit Sezuand alle Orte der Ausbeutung auf dieser Welt angesprochen wissen wollte, überlässt Langenheim die Aktualisierung - wie auch die letztendliche Ausdeutung - dem Publikum (...) Vielmehrt belebt der Regisseur das Geschehen mit einem ausgesprochen spielfreudigen Ensemble, das er bis in die Nebenrollen und bis ins Detail hinein äußerst dicht und konzentriert agieren läßt. (...) Große Klasse die junge Nele Sommer in ihrer erst zweiten Spielzeit nach der Schauspielschule am Kaiserslauterer Haus. Sie verleiht Shen Te und Shui Ta gleichzeitig überzeugend Gestalt und macht die persönlichkeitsspaltende Ambivalenz dieser Doppelrolle deutlich. Auch ihren Kollegen gelingen die vielen Rollenwechsel, oftmals nur angedeutet durch Details. (...)
Treffliche Regieeinfälle, ein opulentes Bühnenbild und ebensolche Kostüme (Anja Jungheinrich) sowie die live gespielte Bühnenmusik (Joachim Schönecker) samt Geräuschkulisse und Videoprojektionen sind weitere Ingredenzien, die das gerne als trocken und lehrmeisterlich verstandene Drama spannend machen. Hingehen und ansehen ist also die Devise.“
02.10.2017